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Hildegard Zähringergestorben am 5. Dezember 2023

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Liebe Oma,

ich bin eigentlich immer noch nicht bereit. Immer wieder fange ich an zu weinen, im nächsten Moment lache ich wieder, weil ich daran denken muss, wie du als wir klein waren unsere Füße abgemessen hast. ein Fuß aufs Papppapier, belasten, anderer Fuß hoch und still halten. Und du malst mit dem dicken blauen Edding drumrum. Das hat immer so gekitzelt. Ich spüre dieses kitzeln heute noch.

Dein Esstisch war unsere Höhle, dein Fußboden unsere Leinwand.

Deine Töpfe, deine Knöpfe, deine Dosen und Deckel waren unsere liebsten Spielsachen.

Du warst da. Immer. Du warst die Konstante in unserem Leben. Alles andere verändert sich. Außer die Oma, die ist immer gleich.

Du in einem Wort? Vertrautheit.

Bei dir durften wir das sein, was wir sind. Kinder. Ob die Haare gekämmt waren, ob die Hose Löcher hatte, ob der Pullover dreckig war. Aber nicht ohne Socken!! Wie oft hast du mich wieder hochgeschickt? Bei kalte Füß kriegstes an der Blase. Und dann saß ich da und suchte Socken ohne Löcher… Papas waren da meistens die beste Wahl. Als Jugendliche dann mit kurzen TShirts und viel zu knappen Röcken hör ich heute noch die Oma: Mitm Unterhemd geht se. An de Niere kriegstes. Menschens Maidle die kommt mal nimmi heim! Ach Oma, dachte ich mir. Du bist wach geblieben, jedes Mal, bis ich Zuhause war.

Du hattest immer ein offenes Ohr. Für Probleme, für Zeugnisse, für Feedback. Irgendwann wurde das Ohr leiser und meine Stimme lauter. Mein liebster Satz von dir: Tüchtich, Tüchtich Lola.

Als Kinder hieß es Schope a. Annorak hole Maidle mia gehe zua Uroma, sagsch obe bscheid gell.
So schnell war ich sonst nie angezogen. Die nackigen Füße in die Schuhe. Oh gab das Ärger…. Socken und ich waren keine Freunde. Den Annorak hab ich alleine nicht zugezogen bekommen. Da hat die Oma immer lange an Reißverschluss rumgefummelt. Kopf hoch! Die Oma hat uns immer ausgestattet als gehen wir auf eine Polarexkursion. Ich hatte meine gestrickten hellblauen Handschuhe mit den roten Sternen drauf an und den Bauch voller Hagebuttentee. Der schmeckt nach Oma. Heute noch.

Nimm zwei in den Mund und dann gings los (Nimm zwei immer ein orangenes und ein gelbes). Den Zwergenweg. Auf, auf, Lola, Berg nuff..

Vorher noch zum Friedhof zum Opa. Geitsch die Tür, zum Opa, geitsch geht die Tür wieder zu.

Nuff den Berg Maidle, nuff..

Bei Uroma angekommen roch es immer nach Chlor. Die Uroma hatte nie ein Schimmer wer wir waren… Irgendwann waren Max und ich Gäste von der Pension und Lucas war unser Kind. Gut, Uroma. Isch scho recht, gell.

Der runde Spieletisch im Wohnzimmer war immer unser Ziel, wenn wir nicht im Schwimmbad waren. Keins der Spiele war mehr vollständig, aber das regt nur die Fantasie an. Schlussendlich bliebs bei den Dominosteinen. Ich mochte die Form und die Farbe. Die schimmerten so schön.

Mama und Papa hatten keine Zeit für uns und du warst daher unsere Bezugsperson. Alles was ich über die Jahre gebastelt habe, gemalt habe, hast du sortiert, gesammelt und in Mappen abgelegt.
Zu meinem Auszug hast du mir die lila Mappe mitgegeben, brechend voll mit meiner Kindheit.
Danke Oma. Danke für dich. Danke für meine Kindheit. Danke für jedes Experiment, für den Traubenzucker der jedes Aua geheilt hat.

Deine Lola.